Dyskalkulie

Hilfsmittel und unterstützende Technologien (Dyskalkulie)

Was sind Hilfsmittel?

Mit Hilfsmitteln sind bei Dyskalkulie Produkte gemeint, die Menschen mit Problemen beim Lösen von mathematischen Aufgabenstellungen in der Ausbildung und im Beruf oder im Bereich Alltagsmathematik unterstützen. Alltagsmathematik wird gemäss der Studie «Adult Literacy and Lifeskills» (ALL) wie folgt definiert: «Die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um mit den mathematischen Belangen aller Probleme des täglichen Lebens zweckmässig umgehen zu können.» Dazu gehören das Lesen der Uhrzeit, der Umgang mit Geld oder das Einschätzen des Zeitbedarfs bei Wegen, die zurückzulegen sind.

Ziel ist es, negative Auswirkungen einer Rechenstörung durch Hilfsmittel oder unterstützende Technologien (UT) möglichst weitgehend zu kompensieren.

 

Was sind unterstützende Technologien?

Unterstützende Technologien (UT) sind Programme oder Zusatzprogramme, die Menschen mit Behinderungen helfen, die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu nutzen. Für Menschen mit Dyskalkulie sind die Programme von besonderem Interesse, die den Umgang mit mathematischen Aufgaben oder mit der Alltagsmathematik erleichtern. Dyskalkuliebetroffene, die mit dem Verstehen von Textaufgaben Probleme haben, profitieren möglicherweise auch von Programmen mit Leseunterstützung.

 

Wie findet man Zugang zu unterstützenden Technologien?

Unterstützung in Mathematik gibt es vor allem durch Apps und Programme, nach denen man im Internet suchen kann (Stichworte für die Internetsuche: «apps dyscalculia», «einmaleins tabelle»).

 

Was für Unterstützung bieten Hilfsmittel, Apps und Programme?

 

Mathematik:

  • Taschenrechner, vor allem mit zusätzlichen Funktionen, die helfen, die richtigen arithmetischen Operationen zu wählen, oder Zahlen zu verstehen z.B. durch eine Vorlesefunktion (hilfreich, wenn es bei der Benennung von Zahlen zu Verwechslungen kommen kann, etwa wenn die Zahl 35 als «dreiundfünfzig» ausgesprochen wird).
  • Tabellen (z.B. Multiplikationstabellen), Formelsammlungen, schematische Lösungswege, eigene Tabellen
  • Mathe-Apps, die Rechnungen lösen und den Lösungsweg aufzeigen. Beim Einsatz solcher Apps besteht eine gewisse Gefahr, dass Betroffene den Lösungsweg nicht nutzen, um die Aufgabenstellung besser zu verstehen.

Umgang mit Zeit:

  • Uhren mit speziellem Zifferblatt
  • Sprechende Uhren
  • Elektronische Uhren auf das im Englischen übliche 12-Stunden-System umstellen (das ist beispielsweise dann hilfreich, wenn 14 Uhr als 4 Uhr verstanden wird).

Umgang mit Geld:

  • Mit der Kreditkarte bezahlen, wenn der Umgang mit Geldscheinen und Münzen anstrengend und stressig ist («Wenn mein Einkauf Fr. 73.50 kostet: Reicht es, wenn ich mit einer Fünfzigernote bezahle oder muss ich eine Hunderternote nehmen?»).

Am Arbeitsplatz:

  • Apps z.B. für Handwerker, die Messungen erleichtern oder Masse umwandeln

Bei feinmotorischen Problemen:

  • Apps und Programme nutzen, die es erlauben, mathematische Aufgaben elektronisch einzutippen.
  • Programme nutzen, um geometrische Aufgaben elektronisch darzustellen und zu lösen.

Leseunterstützung bei Problemen mit dem sprachlichen Verstehen von Textaufgaben:

  • Unterstützung, die auch bei Legasthenie eingesetzt wird. Vgl. (Legasthenie) und das Infoblatt zu den Hilfsmitteln im Shop.

 

Sind unterstützende Technologien und Trainingssoftware das Gleiche?

Unterstützende Technologien (UT) unterscheiden sich von Trainingssoftware. Trainingssoftware wird eingesetzt, um die (Basis-)Mathematik zu verbessern. UT sollen das Bewältigen von mathematischen Aufgaben unterstützen. Auch wenn unterstützende Technologien nicht als Förderprogramme gedacht sind, können sie möglicherweise fördernde Wirkung haben. Untersuchungen dazu fehlen noch weitgehend.

 

Ersetzen unterstützende Technologien Förderung und Unterricht?

Unterstützende Technologien (UT) ergänzen die Förderung bei jüngeren Schulkindern. Oft ist die Förderung zeitlich beschränkt. Dyskalkulie kann sich weiterhin einschränkend auswirken in der Aus- und Weiterbildung, bei der Arbeit und im Alltag. Hilfsmittel einschliesslich UT werden daher zu einer wichtigen Unterstützung für Jugendliche und Erwachsene mit Rechenschwäche.

 

Was sind die Vorteile, was die Nachteile von Hilfsmitteln?

 

Vorteile:

  • Sie helfen dabei, schneller, mit weniger Anstrengung oder mit weniger Ablenkung zu besseren Ergebnissen zu kommen. Dadurch stehen mehr Ressourcen für das Bewältigen der Aufgabe zu Verfügung.
  • Hilfsmittel ermöglichen es, selbstständiger mit Anforderungen zurechtzukommen und können möglicherweise der Entwicklung von Ängsten im Umgang mit Zahlen entgegenwirken.
  • Hilfsmittel können als Nachteilsausgleich eingesetzt werden.

Nachteile:

  • Man muss lernen, mit Hilfsmitteln umzugehen und bei Veränderungen dazulernen.
  • Hilfsmittel sind nicht perfekt.
  • Es ist nicht so einfach, passende Hilfsmittel zu finden.

 

Werden Hilfsmittel und unterstützende Technologien als Nachteilsausgleich anerkannt?

In vielen Merkblättern zum Nachteilsausgleich wird der Einsatz von Hilfsmitteln als möglicher Nachteilsausgleich speziell erwähnt. In der Praxis nutzen die Bildungsinstitutionen die Möglichkeiten von UT, aber auch von anderen Hilfsmitteln noch eher zurückhaltend. Zeitzuschlag ist der am häufigsten gewährte Nachteilsausgleich.

Nachteilsausgleich sieht Anpassungen bei der Form einer Prüfung oder bei den Rahmenbedingungen vor, nicht aber Anpassungen der Lernziele. In der Mathematik ist es nicht immer so klar, welche Anpassung in einer bestimmten Prüfungssituation noch einen Nachteil ausgleicht und welche darüber hinaus geht.

Im Berufsleben werden sich die heutigen Schülerinnen und Schüler mit Rechenschwäche behaupten können, wenn sie mit den Auswirkungen ihrer Beeinträchtigung gut umgehen können. Das schliesst einen selbstständigen Umgang mit Hilfsmitteln mit ein.

 

Wo gibt es weitere Informationen und Beratung?

Beachten Sie das Infoblatt zum Thema Hilfsmittel auf der Infoblatt Seite.

Bei individuellen Fragen informieren und beraten die Fachleute des VDS (Kontaktformular).